Ein Programm der Kunsthalle Münster
1/17 Residence NRW⁺ Hoppengarten. Credit

Residence NRW⁺ ist ein 2020 gestartetes Stipendienprogramm zur Förderung besonders talentierter Künstler:innen und Kurator:innen im Feld der bildenden Gegenwartskunst. Das Programm ist der Kunsthalle Münster angegliedert und richtet sich an bildende Künstler:innen und Kurator:innen mit Bezug zum Bundesland Nordrhein-Westfalen sowie an Kurator:innen aus der Schweiz. Mit den vier programmatischen Kernelementen – Austausch, Praxis, Betreuung und Netzwerk – bietet Residence NRW⁺ die bestmöglichen Bedingungen für die Weiterentwicklung im jeweiligen Arbeitsfeld. Grundlage des Programms sind die Residenzstipendien, die seit über 40 Jahren durch das Kulturministerium des Landes NRW und die Kunststiftung NRW sowie seit 2020 durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia vergeben werden.

Pro Jahr vergibt Residence NRW⁺ vier zwölfmonatige Stipendien für bildende Künstler:innen sowie vier sechsmonatige Stipendien für Kurator:innen. Die Stipendien für Künstler:innen in Höhe von 1.700 Euro (1.500 Euro Lebenshaltung, 200 Euro Produktionskostenzuschuss) monatlich werden zu gleichen Teilen durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und durch die Kunststiftung NRW gefördert, die Stipendien für Kurator:innen in Höhe von je 1.500 Euro monatlich durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Die Stadt Münster stellt die Infrastruktur sowie das Gebäude zum gemeinsamen Wohnen und Arbeiten am Residenzort. Den Künstler:innen steht jeweils ein Arbeitsraum mit separiertem Schlafraum zur Verfügung. Die Kurator:innen erhalten jeweils einen Wohn- bzw. Schlafraum und ein gemeinsam Büro. Alle Räume haben eine funktionale Grundmöblierung und sind mit einem eigenen Bad ausgestattet. Küche und Wohnzimmer werden gemeinschaftlich genutzt. Die eigens für das Stipendienprogrmm hergerichtete Immobilie liegt im ehemaligen Heerde-Kolleg am Hoppengarten, einem Kulturareal der Stadt Münster, das einen zentralen sowie herausgehobenen Produktionsort für Münsters Kunst- und Kulturszene bildet, an dem lokale, nationale und internationale Kulturschaffende aufeinandertreffen. Neben dem Stipendienprogramm befinden sich dort ein Atelierhaus sowie die Residenz- und Proberäume des Theaters im Pumpenhaus.

Das Stipendium setzt kein konkretes Arbeitsvorhaben voraus. Vielmehr bietet das gemeinsame Leben und Arbeiten der sechs Stipendiat:innen am Residenzort – vier Künstler:innen und zwei Kurator:innen gleichzeitig – die Möglichkeit des intensiven Austauschs untereinander. Das Residenzstipendium eröffnet für zwölf bzw. sechs Monate einen Rahmen, konzentriert die jeweilige Praxis zu reflektieren, sich zu vertiefen, Ansätze zu verfeinern oder Neues auszuprobieren. Unterstützend stellt Residence NRW⁺ eine Begleitung durch eine Fachperson mit langjähriger Erfahrung in der Förderung von Künstler:innen und Kurator:innen. Sie berät bei Bedarf in allen fachlichen und inhaltlichen Belangen. Dazu zählen u.a. Beratung bei Antragstellungen, Bewerbungen, Ausstellungsvorbereitungen, Atelierbesuche, die Begleitung der Projekte der Kurator:innen und Künstler:innen, die im Rahmen des Programms umgesetzt werden. Exkursionen, Workshops sowie Fachkonferenzen mit begrenzter Teilnehmer:innenzahl bieten Möglichkeiten der Vernetzung.

Zudem zeichnet sich das Programm durch einen großen Praxisbezug aus: Die Künstler:innen stellen zum Stipendienende in einer Institution in NRW aus. Die gleichzeitig anwesenden Kurator:innen bilden ein Arbeitsduo, das in der Regel zwei Projekte an wechselnden Kooperationsorten in ganz NRW realisiert. Bisherige Kooperationsorte von Residence NRW+ waren das Kunsthaus NRW Kornelimünster in Aachen, das Marta Herford, das Museum Kurhaus Kleve, der Projektraum von Westfälischem Kunstverein und LWL-Museum für Kunst und Kultur, der Dortmunder Kunstverein, der Kunstverein Bielefeld, das Kunstmuseum Bochum, die Kunsthalle Münster, das Museum Morsbroich und der Kunstverein Leverkusen, die Kunsthalle Recklinghausen, das Museum Goch sowie das Leopold-Hoesch-Museum in Düren.

Eine weitere Besonderheit ist, dass die Begleitung bei Bedarf über die Stipendienzeit hinaus angefragt werden kann. Betreuung und Begleitung sind ein Alleinstellungsmerkmal von Residence NRW⁺ und resultieren aus der langjährigen Projektarbeit am Stipendienort Schloss Ringenberg. Zwischen 2001 und 2018 wurde dort sukzessive ein praxisorientiertes Programm für Künstler:innen und seit 2009 erstmals in Deutschland auch für Kurator:innen entwickelt und erprobt. Die langjährigen Erfahrungen und Netzwerke (Alumni und Kooperationen) werden in Residence NRW⁺ eingebracht.

Münster als Residenzort bietet Kunst- und Kulturschaffenden vielfältige Möglichkeiten zur individuellen Entwicklung: Mit der Kunstakademie Münster, verschiedenen Atelierhäusern sowie der Kunsthalle Münster, dem Westfälischen Kunstverein und dem LWL-Museum für Kunst und Kultur finden sich in der Stadt renommierte Produktions- und Präsentationsorte, an denen auf höchstem Niveau zeitgenössische Kunst gezeigt wird, neueste Tendenzen der Gegenwartskunst diskutiert werden und in Dialog mit einem breiten Publikum treten. In Münster befindet sich mit Werken von Künstler:innen wie Daniel Buren, Martin Boyce, Claes Oldenburg, Donald Judd, Hans Peter Feldmann, Jenny Holzer, Rebecca Horn, Ilya Kabakov, Per Kirkeby, Maria Nordman, Susan Philipsz, Rosemarie Trockel, Oscar Tuazon und Silke Wagner zudem eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen von Kunst im öffentlichen Raum. Über Jahrzehnte angewachsen, geht ein großer Teil dieser Sammlung auf die Skulptur Projekte zurück, die seit 1977 alle zehn Jahre in Münster stattfinden.

Für die Konzeption und inhaltliche Umsetzung des Stipendienprogramms verantwortlich ist Marcus Lütkemeyer, der seit 2001 im Bereich der Förderung junger Künstler:innen und Kurator:innen in NRW und den Niederlanden tätig ist. Begleitet wird das Programm außerdem durch die Leiterin der Kunsthalle Münster, Merle Radtke, sowie das Team der Kunsthalle Münster.